Interview mit Shaun Murphy
Das German Masters in Berlin bietet immer wieder Gelegenheit zu interessanten Gesprächen mit den Snookerstars. Mit Shaun Murphy sprachen wir unter anderem über seinen Umzug nach Irland, seine inzwischen niedergelegte Tätigkeit in der Players Commission und die vorerst gescheiterte Olympiabewerbung von Billard.
Shaun, was ist die Players Commission und welche Aufgabe hattest du?
Murphy: Die Aufgabe der Players Commission ist die Vertretung der Interessen der Spieler. Sie spricht im Namen der Spieler mit dem Dachverband. Wenn die Spieler Probleme und Anliegen haben, dann sollten sie mit der Players Commission sprechen. Über die Commission werden sie dann gegenüber Worldsnooker vertreten.
Arbeiten die Spieler denn wirklich mit der Players Commission zusammen?
Murphy: Manchmal schon, ja. Wir waren sehr aktiv. Wir waren mit einigen Sachen erfolgreich und konnten einige Dinge ändern. Einige Kämpfe haben wir gewonnen, einige verloren. Wir versuchen immer, das Spiel für alle Spieler besser zu machen, zum Beispiel das Umfeld bei Turnieren. Insgesamt haben wir einen guten Job gemacht, denke ich. Und die Arbeit geht ja weiter.
Hast du es gern gemacht?
Murphy: Ich habe es wirklich gern gemacht, die Spieler repräsentiert und versucht, den Sport für alle Spieler besser zu machen. Es war ein Privileg im Namen meiner Kollegen sprechen zu können. Es ist mir schwer gefallen, zurückzutreten. Aber ich stehe zu dieser Entscheidung und wünsche allen weiterhin viel Erfolg.
War es am Ende zu viel Arbeit?
Murphy: Eigentlich nicht. Aber es traf zusammen mit der schlechtesten Saison, die ich jemals als Profi hatte. Ich versuchte herauszufinden, was der Grund dafür war. Und vielleicht war die Arbeit für die Players Commission und die im Vorstand der WPBSA etwas zu viel und lenkte mich ab.

Die Ergebnisse passten zu der Zeit aber auch wirklich nicht.
Murphy: Absolut nicht. Vermutlich lag es auch sowohl an der Technik als auch am Mentalen. Aber ich weiß es nicht genau. Mit meinem Coach Chris Henry habe ich intensiv gearbeitet, sowohl an der Technik als auch am Mentalen. Und ich denke, wir haben einiges zum Positiven verändert.
Du bist nach Irland umgezogen.
Murphy: Das stimmt, meine Frau ist Irin.
Also nicht aufgrund des Brexit?
Murphy: Meiner Meinung nach ist der Brexit eine furchtbare Tragödie. Es ist eine absurde Entscheidung, Europa zu verlassen und die Leute werden es noch bereuen. Ich hoffe, dass Großbritannien eines Tages der EU wieder beitreten wird. Das war ein schwerer Fehler. Meinen Umzug hat es aber nicht beeinflusst.
Wo genau in Irland lebst du?
Murphy: Wir wohnen in Dublin. Da kommt meine Frau her. Eine sehr schöne Stadt, es gefällt uns dort. Die Iren sind ein großartiges Volk. Ich bin zwar in England geboren, aber meine Familie ist irisch. Meine Großeltern sind in Irland geboren. Somit ist Irland eigentlich meine Heimat und ich bin gern dort.
Und die Familie hat sich gut eingelebt?
Murphy: Ja, es geht allen gut. Die Kinder wachsen und gedeihen, schon fast zu schnell. Ich würde das so gern stoppen. Ich habe noch nicht herausgefunden, wie man die Zeit anhalten kann (lacht).
Aber du bist doch der „Magician“!
Murphy: Stimmt, vielleicht finde ich es ja noch heraus (lacht).
Mit dem großen Schritt nach Irland hast du nun den kurzen Weg zu starken Trainingspartnern verloren. Wie organisierst du dein Training heute?
Murphy: Ich trainiere viel mit Mark Allen. Er lebt in Nordirland und es sind zwei Stunden Fahrt. Ich trainiere zudem mit Fergal O’Brien. Ein sehr erfahrener und anerkannter Profi. Manchmal auch mit Ken Doherty, aber er ist auch sehr beschäftigt. Somit trainiere ich viel allein. Unter dem Strich ist aber alles gut. Zudem haben wir ja jetzt auch so viele Turniere, da ist es manchmal ganz schön, allein zu sein.
Dein Verhältnis zu Mark Allen war in der Vergangenheit ein Thema auf Twitter. Seid ihr gute Freunde?
Murphy: Stimmt, wir sind beste Freunde. Wir hatten uns gegenseitig auf die Schippe genommen und unseren Spaß, aber manche Leute dachten dann, wir sind Feinde. Aber das war nur Spaß.
Du warst auch Teil der Pariser Olympia-Präsentation von Billard. Es hat diesmal nicht geklappt. Warst du sehr enttäuscht?
Murphy: Ja, ich war sehr enttäuscht. Besonders von den Amateurverbänden. Einige der Leute, die sich weltweit um Amateur-Snooker kümmern, sollten sich schämen. Organisationen wie die IBSF sollte es nicht mehr geben. Solche Leute sind der Grund, warum wir nicht bei Olympia dabei sind. Das ist wirklich eine Schande.
Die Mehrzahl unserer Leser spielt Pool. Spielst du auch mal?
Murphy: Nein.
Überhaupt nicht? Niemals probiert?
Murphy: Überhaupt nicht. Pool ist für Leute, die kein Snooker spielen können. (lacht)
Vielen Dank für das Interview, Shaun.
Murphy: Gerne wieder.