Barry Hearn ist heute die zentrale Figur, wenn es um die Vermarktung von Billard und insbesondere Snooker geht. Er ist der Chef von Matchroomsport, die bekanntlich z.B. hinter Mosconi Cup, World Pool Masters und World Cup of Pool sowie der PDC (Darts) stehen. Des Weiteren steht er auch Worldsnooker, also dem Profisnooker, vor. In Berlin nahm er sich freundlicherweise für ein kurzes Interview mit uns Zeit.
Sind sie das erste Mal hier in Berlin?
Hearn: Das erste Mal wegen Snooker, ja. In Berlin war ich natürlich schon sehr häufig. Es ist das erste Mal bei diesem Event.
Das erste Mal im Tempodrom?
Hearn: Ja.
Wie gefällt es ihnen?
Hearn: Es ist faszinierend. Es ist die größte Zuschauerzahl für Snooker weltweit. Das ist Weltrekord! Ich bin beeindruckt, ich bin sehr beeindruckt.
Könnten sie sich vorstellen, diese Venue auch für den Mosconi Cup zu nutzen?
Hearn: Es ist eine Möglichkeit. Dass es für Snooker funktioniert, heißt nicht, dass es auch für alles andere passt. Man muss dabei auch den Fakt berücksichtigen, dass so viele Nicht-Snookerspieler kommen, um Snooker zu sehen. Das beeindruckt mich. Es freut mich, das zu sehen.
Ganz anderes Thema: Manchmal haben Spieler von politisch schwierigen Ländern Probleme, ein Visum für Großbritannien zu bekommen. Haben sie Beziehungen, ihnen zu helfen?
Hearn: Wir versuchen es! Wir haben eine Abteilung, die versucht, ihnen Ratschläge zu geben. Meistens gelingt es uns auch, ihre Probleme zu lösen, aber manchmal leider auch nicht.
Thema Vermarktung: Einige Turniere werden von ITV und Sky in Großbritannien produziert und ausgestrahlt. In diesen Fällen bekommt Eurosport keine Rechte?!
Hearn: Nein. Eurosport ist aber ein wichtiger Partner. Sie zeigten 1.100 Stunden Snooker im vergangenen Jahr. Das ist erstaunlich. Und auf Eurosport gibt es die größte Zuschauerzahl. Diese Zusammenarbeit ist für uns beide gut. Und sie haben die meisten der besten Events, wenn man es mit den anderen Sendern vergleicht.
Gibt es irgendeine Möglichkeit, dass die mitteleuropäischen Snookerfans diese Turniere auch sehen können?
Hearn: Derzeit nicht. Aber es sind insgesamt ja nicht viele Events, die nicht auf Eurosport laufen.
Warum laufen die Turniere nicht im Worldsnooker-Player im Internet? Beispielsweise das Champion of the Champions?
Hearn: Weil es kein Worldsnooker-Event ist. Es ist ein Matchroomsport-Event. Im nächsten Jahr kann man es aber auf Eurosport 1 in Deutschland sehen. Es kommt also. Es geht langsam voran. (lächelt)
Wir haben Informationen über eine größere Asien-Tour. Ist das etwas Neues oder in Zusammenarbeit mit Worldsnooker?
Hearn: Es gibt erst einmal keine neuen Events. Das nächste Turnier in China wird der World Cup sein. Ich glaube, im Juni. Das ist interessant. Snooker als Sport wird weltweit immer größer. So haben wir mehr Möglichkeiten. Wir arbeiten an einem Turnier im Nahen Osten im nächsten Jahr und außerdem an einer möglichen European Championship, die eventuell in Deutschland stattfindet. Man kann gar nicht anders als beeindruckt sein von dem Zuspruch, den dieses Turnier hier erfährt. Wir sind nicht dumm. Wir lernen. (lacht)
Es haben viele Länder in Europa Interesse an Turnieren der PTC. Sind sie damit zufrieden?
Hearn: Ich bin sogar sehr zufrieden! Wir waren bekanntlich in diesem Jahr das erste Mal in Portugal, wir sind dann bald wieder in Gdynia in Polen, was sehr erfolgreich ist. Es ist für uns eine gute Art und Weise, Interesse zu erzeugen. Deutschland war sehr gut für uns. Und wir haben nun hier eins der größten Turniere der Welt. Aber man muss erst einmal klein anfangen. Man muss investieren. Wir wissen, was wir tun müssen. Wir wissen, dass wir Interesse erzeugen müssen, genauso wie Unterhaltung. Wenn man nach Berlin kommt und dieses erstaunliche Publikum sieht und diesen großartigen Empfang der Spieler hört, das ist sehr befriedigend, weil es zeigt, dass sich die harte Arbeit auszahlt.
Wie stehen die Chancen, ein oder zwei dieser Events der European Tour in ein richtiges Main-Tour-Event umzuwandeln?
Hearn: Die Zeit wird kommen, man muss Geduld haben. Wenn man einen Garten anlegt, hat man am Anfang einen Samen. Man legt den Samen in die Erde. Man düngt ihn und gießt ihn und man hofft und betet und irgendwann ist er zu einer schönen Blume herangewachsen. Im Snooker ist es genau dasselbe. Wir starteten bei Null und nun sind wir im Tempodrom. Und wir sagen: Wow! Das war es wert.
Ihre „neue“ Main Tour ist sehr stark und erfolgreich. Wir hoffen, dass sie noch lange am Erfolg mitarbeiten. Aber sicherlich haben sie sich auch schon über Nachfolger Gedanken gemacht?!
Hearn: Natürlich. In allen Geschäften ist es wichtig, sicherzustellen, dass es nicht nur von einer Person abhängt. In allen meinen Unternehmen habe ich starke Management-Teams für den Tag, an dem Barry entscheidet, dass er irgendetwas anderes machen möchte. Ich bin sehr zufrieden mit den Teams, die ich gebildet habe. Sie haben alles gelernt, was nötig ist und wie ich die Dinge tue. Das Spiel wird in guten Händen sein – mit mir und auch ohne mich.
