Wendy Jans. Am Rande des Damen-Snookerturnieres in Fürth hatten wir die Gelegenheit, mit der Belgierin Wendy Jans zu sprechen. Fünf IBSF-Weltmeistertitel und zehn EM-Titel, das spricht schon eine deutliche Sprache. Die 33-jährige gab uns einen Einblick in ihr nicht einfaches Leben als Snookerspielerin.
Du bist eine der erfolgreichsten europäischen Snookerspielerinnen. Kannst du uns etwas über deinen Weg an die Spitze erzählen?
Jans: Ich habe mit elf oder zwölf Jahren angefangen. Meine Eltern hatten einen Snookerclub. Ich habe ein bisschen angefangen zu spielen. Dann kamen Turniere und es gefiel mir. Ich wurde immer besser und… ja, das ist eigentlich die Geschichte.
Spielst du auch Poolbillard? Oder Dreiband, wenn du aus Belgien kommst?
Jans: Nein, kein Dreiband. Poolbillard habe ich drei Jahre lang gespielt, in Amerika. Aber nach diesen drei Jahren hatte ich genug davon und konzentrierte mich wieder auf Snooker. Ich hatte mit Pool angefangen, weil es sehr wenig Damenturniere im Snooker gab. Deshalb wollte ich stattdessen Poolbillard versuchen, aber es gefiel mir nicht so. Manchmal spiele ich noch, aber nur zum Spaß.
Belgien ist ein kleines Land, aber von dort kommen viele bekannte Namen im Billard. Gibt es einen besonderen Grund?
Jans: Ich weiß es nicht. Bestimmt reiner Zufall.
Es gibt jetzt viele Aktivitäten seitens der IBSF und der WLBS, um das Damen-Snooker zu stärken. Wie siehst du die Zukunft?
Jans: Viele Leute versuchen, mehr für die Damen zu tun. Wie zum Beispiel dieses Turnier hier. Es ist großartig. Mehr Turniere in der Zukunft wären schon gut, besonders auch mit mehr Preisgeld. Denn das ist das Hauptproblem der meisten Spielerinnen, weil wir ja auch viel reisen müssen. Aber sie arbeiten daran und es sieht gut aus.
Kannst du uns etwas über Dich selbst erzählen? Hast du einen Ehemann, einen Freund, Kinder?
Jans: Nein, ich bin wieder Single und habe auch keine Kinder. Ich habe meinen eigenen Snookerclub in Belgien. Ich arbeite sehr viel und habe nicht so viel Zeit zu spielen. Ich muss etwas für meinen Lebensunterhalt tun. Das ist es eigentlich.
Und wie sieht es mit Hobbies aus?
Jans: Nein, eigentlich nicht. Manchmal fahre ich im Winter Ski. Aber ein regelmäßiges Hobby habe ich nicht. Ich mache viele verschiedene Dinge gern.
Gefällt dir das Turnier hier in Fürth?
Jans: Ja, sehr. Ich spiele in allen drei Turnieren. Ich war recht gut in dem German Snooker Turnier, wo auch die Männer teilnehmen. Da habe ich erst im Achtelfinale mit 2:3 verloren. Das ist nicht so schlecht. Bei den Damen kam das Aus im Viertelfinale gegen Ng On Yee.
Denkst du, dass Frauen in naher Zukunft eine echte Chance auf der Main Tour haben werden?
Jans: Ich weiß nicht. In vielen Sportarten bringen Männer und Frauen unterschiedliche Leistungen, was häufig mit der Kraft zu tun hat. Aber für Snooker braucht man keine Kraft. Aber Männer und Frauen sind nicht gleich, der Körper, das Denken… So wird es immer einen Unterschied geben. Aber wir können es versuchen. Das Problem ist, dass die meisten Frauen derzeit natürlich auch arbeiten müssen, weil wir ja quasi Amateure sind, und deshalb nicht so viel Zeit zum Training und zum Spiel haben. Und deswegen weiß ich nicht, ob wir das Niveau für die Main Tour erreichen.
Was sind deine Ziele?
Jans: Meine Ziele… Ich habe schon alles im Snooker erreicht. Ich will noch weitere Turniere gewinnen. Ich werde versuchen, immer meine beste Leistung zu bringen. Vielleicht noch einmal Weltmeisterin werden… Ich hoffe es. Aber es gibt jetzt so viele junge Spielerinnen, z.B. aus Thailand und China, es wird sehr schwierig werden. Und ich werde auch älter. Aber ich denke, ein paar Turniersiege sollten noch drin sein.
Vielen Dank für das Interview, Wendy.
Jens: Gern geschehen.