Marcel Eckardt hat eine erstaunliche Karriere gemacht. Seit einiger Zeit ausgestattet mit der A-Lizenz, wurde ihm jetzt beim German Masters als erstem Deutschen überhaupt die große Ehre zuteil, das Finale eines Weltranglistenturniers zu schiedsen. Und das im Alter von 25 Jahren. Einen Tag vor dem großen Moment haben wir uns mit ihm unterhalten.
Nach langer Pause bist Du wieder bei einem Worldsnooker-Turnier im Einsatz. Wie fühlt sich das an?
Eckardt: Es war etwas komisch gewesen zu Beginn, weil ich seit Ende August nichts mehr mit Snooker gemacht hatte, zumindest als Schiedsrichter. Vor dem ersten Match war ich etwas aufgeregt. Aber wie ich mir das schon gedacht hatte, bin ich schnell wieder reingekommen. Es hat keine fünf Minuten gedauert, da war die Routine wieder vorhanden.
Wirst Du jetzt weiterhin kontinuierlich schiedsen oder gibt es jetzt wieder eine Pause?
Eckardt: Die nächsten Wochen sieht es so aus, dass der Kalender mit Snooker recht gefüllt ist. Nach dem Finale geht es über London direkt nach Crondon Park, wo die Championship League stattfindet. Danach habe ich noch zwei Tage, wo ich nach Hause fliegen und meine Wäsche waschen kann und dann geht es nach Cardiff zu den Welsh Open, wo ich von Anfang bis Ende bleibe. Und in den nächsten Monaten ist jeder Monat eigentlich schon mit Snooker belegt.
Und das funktioniert dann auch mit Deiner Ausbildung?
Eckardt: Ja, das funktioniert ganz gut. Von beiden Seiten (Eckardt machte eine duale Ausbildung, Anm.d.Red.) erfahre ich eine gute Unterstützung.
Du lebst nun seit ein paar Monaten in Berlin und hast mit dem German Masters ein echtes Heimturnier. Wie ist das?
Eckardt: Es ist definitiv etwas anderes, in seinem eigenen Bett schlafen zu können. Bei einem Turnier ist es tatsächlich das erste Mal, dass ich so eine Erfahrung mache. Ich kann abends nach Hause gehen, man ist in seiner gewohnten Umgebung – das ist schon recht angenehm. Man fühlt sich wohl und kann auch ein paar Leute mit zum Turnier nehmen, die einen unterstützen.
Dir wird hier nun die große Ehre zuteil, als erster Deutscher das Finale eines Weltranglistenturniers zu schiedsen. Aufgeregt?
Eckardt: Momentan noch nicht. Ich persönlich weiß es auch schon etwas länger, daher konnte ich mich auch relativ gut darauf vorbereiten. Daher geht es jetzt. In den letzten zwei Minuten bevor es losgeht, wo ich dann allein stehe in der Arena, da wird es sicher der Fall sein. Aber es wird sich hoffentlich recht schnell legen. Ich bin eigentlich nicht der Typ, der bei solchen Sachen aufgeregt zur Sache geht. Es bedeutet mir natürlich sehr viel. Ich bin damit hoffentlich auch ein kleines Vorbild für einige Leute. Erster Deutscher… – das bedeutet mir schon etwas, definitiv.
Ist es eigentlich ein großer Unterschied, wenn da fünf Tische in der Arena stehen und jetzt nur noch einer?
Eckardt: Das ist schon noch einmal eine ganz andere Atmosphäre. Das fängt damit an, dass sich das Licht quasi auf einen Punkt konzentriert. Alle Augen konzentrieren sich nur auf den einen Tisch. Unter der Woche hört man doch ab und zu den Kommentar: „Ach, habe ich gar nicht mitbekommen. Ich habe den ganzen Abend den anderen Tisch beobachtet.“ Während des Finals bzw. des One-Table-Setup weiß man ganz genau, dass man unter Beobachtung steht. Aber damit komme ich ganz gut klar. Darüber denkt man nicht nach, da hat man andere Dinge im Kopf.
Das Finale bleibt nun nicht der einzige Höhepunkt dieses Turnieres für Dich. Du hast hier auch Dein erstes Maximum Break geschiedst…
Eckardt: Ja, tatsächlich! Das allererste! Angefangen habe ich bei Worldsnooker im Herbst 2010. Seitdem sind vier, viereinhalb Jahre vergangen. Andere mussten 26 Jahre auf ihr erstes Maximum Break warten wie Paul Collier. Da bin ich dann doch ein bisschen früher dran. Nun bin ich auch etwas zuversichtlicher, dass noch ein paar mehr zusammenkommen in meiner Laufbahn. Es war auf jeden Fall etwas Schönes gewesen. Auch von der Atmosphäre. Ganz zum Schluss auf Blau hatte Trump nochmal Probleme, als ihm die Weiße etwas zu lang lief und er einmal um den ganzen Tisch musste. Anschließend eine schwere Pinkte mit sensationeller Stellung auf Schwarz… – ja, da war der Jubel groß. War schon genial.
Foto: Vivek Pathak
