Touch-Interview mit Luca Brecel 2016: „Als Profi ist man wesentlich fokussierter bei der Sache, disziplinierter.“

Der inzwischen 20-jährige Belgier Luca Brecel beeindruckte schon als sehr junger Spieler zu Amateurzeiten. 2011 wurde er Profi und konnte zunächst ein paar gute Ergebnisse vorweisen, bevor es auch für ihn schwer wurde. Nur mit einer Wildcard blieb er auf der Tour, aber nun hat er den Durchbruch wohl endgültig geschafft. Bereits vor seinem Finaleinzug beim German Masters unterhielten wir uns mit ihm nach seinem ersten Match in Berlin.

Herzlichen Glückwunsch zum Sieg gegen Zhao Xintong! Warst du zufrieden mit dem Match?

Brecel: Ich bin zufrieden, dass ich gewonnen habe. Ich habe nicht gut gespielt und viel verschossen, auch einfache Bälle. Es war nicht gut, aber ich habe gewonnen, deshalb bin ich zufrieden.

Du blickst auf ein Auf und Ab als Snookerprofi. Hattest du Schwierigkeiten, dich an das neue Leben zu gewöhnen?

Brecel: Nein, das nicht unbedingt. Aber es sind alles gute Spieler und es ist schwierig, alles zu gewinnen (lächelt). Besonders, wenn man erst 16-17 Jahre alt ist. Es braucht alles seine Zeit.

Wie ist das tägliche Leben als Snookerprofi?

Brecel: Man ist wesentlich fokussierter bei der Sache, disziplinierter. Das ist eigentlich der einzige Unterschied.

Am Ende der Saison 2013/2014 warst du nur knapp in den Top 64 geblieben, damals ein großer Erfolg. Heute bist du in einer wesentlich besseren Position. Ist das die Erfahrung?

Brecel: Es ist wesentlich besser, die Nr. 32 in der Welt zu sein, als die Nr. 64. Es bedeutet weniger Druck und man hat mehr Selbstbewusstsein.

Du bist also jetzt ganz zufrieden mit den Ergebnissen und Deinem Spiel.

Brecel: Klar, ich bin zufrieden. Aber es ist noch reichlich Luft nach oben.

Hat sich dein Spiel im Vergleich zur Amateurzeit verändert?

Brecel: (grübelt) Ich spiele mit mehr Geduld und mehr Biss. Kein riskanten Stöße mehr .. okay, zumindest nicht mehr so viele. Einfach professioneller.

Du musst viel reisen. Gefällt dir das?

Brecel: Ja, das gefällt mir. Muss es aber auch als Sportprofi.

Welche Länder magst du besonders?

Brecel: Gibraltar! Ja, das ist wirklich schön dort. Aber auch Lettland und Bulgarien.

Wer gehört alles zu deinem Team?

Brecel: Mein Trainer Danni. Mein Freund Claudio ist hier mit in Berlin. Er kümmert sich auch um mein Queue. Auch mein Vater ist mit hier. Und dazu gehört noch mein Manager.

Wo wohnst du jetzt? Und wo trainierst du?

Brecel: Ich wohne in Belgien, wo ich auch trainiere.

Und mit wem trainierst du?

Brecel: Eigentlich nur allein.

Es gibt ja die Luca-Brecel-Snookeracademy. Kannst du uns etwas darüber erzählen? Als Trainer bist du dort ja sicher nicht tätig.

Brecel: Nein, noch nicht. Vielleicht in 50 Jahren (lacht). In der Academy stehen sechs Star-Tables. Es ist ein wirklich schöner Ort. Schön ruhig.

Du hast auch in Deutschland viele Fans und sicher bist du auch in Belgien berühmt. Hat sich dein Leben dadurch verändert?

Brecel: Nein, gar nicht. Ich bin weit weg von einem Superstar.

Belgien hat eine große Tradition im Billard, insbesondere im Karambolage. Warum hast du dich für Snooker entschieden? Hast du Dreiband auch einmal ausprobiert?

Brecel: Ja, ich habe es mal gespielt, ich finde es aber auf Dauer langweilig. Snooker ist facettenreicher.

Wann hast du mit Spielen angefangen? Und wer war dein Lieblingsspieler als Kind?

Brecel: Mein Lieblingsspieler war Ronnie O’Sullivan. Angefangen habe ich mit neuneinhalb.

Was interessiert dich außer Snooker noch?

Brecel: Viel. Ich mache Musik. Außerdem spiele ich zweimal in der Woche Fußball. Ich habe auch gerade mit Zeichnen angefangen.

Musik? Spielst du ein Instrument oder singst Du?

Brecel: Ich spiele Schlagzeug und probiere mich auch an eigenen Beats.

Hast du eine Freundin?

Brecel: Ja. Seit über vier Jahren.

Abschließend: Was sind deine Ziele für diese Saison?

Brecel: Ich möchte gern im Grand Final und im Grand Prix spielen und mich fürs Crucible qualifizieren. Das wäre großartig.

Foto: Tai Chengzhe