Simon Lichtenberg: „Ich weiß, dass ich gut genug für die Maintour bin“

Wie die Zeit vergeht: vor zwei Jahren errang der Deutsche Simon Lichtenberg ein Ticket für die Snooker Main Tour. Leider gelang es ihm aber nicht, in der Rangliste hoch genug zu steigen, um den Platz auch zu verteidigen. Natürlich versuchte der Berliner über die Q School die sofortige Rückkehr und tatsächlich klappte es: Schon in Event 1 löste er eins der vier dort vergebenen Tickets. Im Gespräch mit uns zog er eine Bilanz der ersten zwei Jahre und erzählt über die Q-School und seine Erwartungen an die neue Zwei-Jahres-Phase.

Du bist von der Tour gefallen, also hast du vermutlich dein selbstgestecktes Ziel nicht erreicht?

Natürlich war es mein Ziel, nicht von der Main Tour zu fallen, jedoch konnte ich Erfahrungen sammeln, von denen ich früher nur geträumt habe. Ich bin besonders mit meiner Entwicklung in diesen zwei Jahren zufrieden.

Wie hast du die Zeit auf der Main Tour erlebt?

Ich wusste am Anfang nicht so, was auf mich zukommen würde und das hat es für mich auch anfangs nicht ganz leicht gemacht. Man bekommt so viele neue Eindrücke und muss sich aber eigentlich erstmal auf sein Spiel konzentrieren. Zu den Spielern zu gehören, die man sonst nur aus dem Fernsehen kannte, war halt neu.

Konntest du so trainieren wie erforderlich?

Ich denke, ich habe genug trainiert, jedoch fehlen die starken Gegner. In Trainingsmatches unter Druck zu geraten, das geht eigentlich nur gegen andere Profis. In Großbritannien war ich natürlich sehr häufig, da die meisten Turniere dort stattfinden. Zum Trainieren bin ich aber nur wenige Male rüber gereist. Das würde ich in den kommenden Saisons gerne ändern.

Wie sah es mit der Finanzierung aus?

Das ganze Reisen ist kostspielig und einen Sponsor konnte ich bis jetzt leider nicht finden. Preisgelder sind meine Haupteinnahmequelle. Etwas Unterstützung bekomme ich noch von meinen Eltern.

Wie empfandest du das Reisen?

Das Reisen macht mir nicht viel aus. Ich freue mich, wenn ich neue Orte entdecken kann. Mein Vater und mein Bruder haben mich auch schon einige Male begleitet, das ist immer eine gute Unterstützung.

Hast du Kontakte und Freundschaften zu anderen Spielern geknüpft?

Ja, besonders Lukas Kleckers und Alexander Ursenbacher haben mir auch geholfen, sich am Anfang an den Main Tour-Alltag zu gewöhnen. Daher freue ich mich, dass wir alle drei in der nächsten Saison wieder dabei sind.

Wer hat dich am meisten unterstützt?

Meine komplette Familie steht vollkommen hinter mir. Aber auch der Verein Cuesport Berlin und seine Mitglieder fiebern stets mit. Auf Social Media bekommt man sehr viel Anerkennung und Unterstützung, was ich sehr zu schätzen weiß.

Wie war und ist die Corona-Zeit für dich?

Zu Beginn habe ich eine Pause vom Snooker gemacht. Mein nächstes Turnier wäre erst in drei Monaten gewesen und mir fiel es schwer, mich fürs Training zu motivieren, da kein Turnier in Aussicht war. Ich hatte aber die Möglichkeit, alleine in meinem Verein zu trainieren, und als die Weltmeisterschaft näher rückte, habe ich auch begonnen, wieder viel zu trainieren.

Du hast nun die sofortige Rückkehr auf die Tour durch die Q School geschafft. Herzlichen Glückwunsch!

Vielen Dank! Die Q School wurde dieses Jahr innerhalb von einer Woche, nicht wie sonst in drei Wochen, sehr zügig gespielt. Das bedeutete aber auch, dass sich die Matches bis spät in die Nacht oder eher in die frühen Morgenstunden zogen, sodass ich mein letztes Spiel um 00:45 Uhr begann und kurz vor 3 Uhr beendete. Das war ziemlich mein anstrengendster Turniertag in meiner Karriere. Da ich es am Ende aber geschafft habe, war es die harte Arbeit wert.

Was hättest du gemacht, wenn es nicht geklappt hätte?

Ich hätte mich wohl wieder einem Studium gewidmet, jedoch hatte ich mich auch in der Richtung noch nicht entschieden. Ich bin froh, dass ich mir darüber keine Gedanken machen muss, schließlich geht es im Snooker weiter!

Welche Hoffnungen und Erwartungen hast du für den neuen Main Tour-Zyklus?

An erster Stelle, so viele Spiele wie möglich zu gewinnen. Natürlich möchte man es schaffen, in den nächsten zwei Jahren in die besten 64 zu kommen, um seinen Main Tour-Platz zu sichern. Ich werde also Match für Match, Frame für Frame und Stoß für Stoß spielen und jedes Mal mein Bestes geben. Ich weiß, dass ich gut genug bin, um auf der Main Tour erfolgreich zu sein.

Foto: EBSA 2018