Interview mit Akani Songsermsawad (kurz Sunny Akani). Er wurde im Jahr 1995 geboren. Er ist eines der größten Snookertalente aus Thailand. 2015 wurde er U21-Asienmeister und löste damit das Ticket für die Main Tour. Der junge Thailänder sprach mit uns während der German Masters über seine Anfänge, seine ersten Schritte bei der Main Tour und sein jetziges Leben fern der Heimat.
Sind sie zufrieden, wie das German Masters lief?
Akani: Ja, absolut.
Gefällt ihnen das Berliner Tempodrom?
Akani: Mir gefällt diese Venue wirklich. Ich war schon einmal vor drei Jahren hier. Es ist wie eine Arena, jeder Zuschauer kann jeden Tisch sehen. Die Atmosphäre ist toll und es kommen viele Menschen, um die Spiele zu sehen.
Können sie uns bitte etwas über sich erzählen?
Akani: Ich habe mit acht Jahren angefangen, Snooker zu spielen. Mein Vater wollte, dass ich aktiv bin und bot mir drei Sportarten an: Snooker, Golf und Judo. Er nahm mich zu Snooker und Golf mit, und Snooker gefiel mir sofort. Fußball…, das gefällt mir nicht. Snooker ist zudem sicher, da gibt es keine Verletzungen.
Hatten sie ein Vorbild, als sie anfingen?
Akani: Ja, Stephen Hendry. Mein Vater hatte ein Video von ihm, WM 1997, gegen Ken Doherty. Auch Ronnie O’Sullivan gefällt mir.
Wie lief die Zeit bis zum Erreichen der Main Tour?
Akani: Mein Vater hat mich zu Hause unterrichtet. Unsere Familie hat eine Bäckerei. Kuchen, Gebäck, Brot. Da musste ich auch immer mithelfen, um die Sachen zu verkaufen. Da hatte ich keine Zeit, zur Schule zu gehen. Danach bin ich montags bis freitags zum Training gegangen. Immer so drei Stunden. Als ich 15 war, gewann ich die thailändische U21-Meisterschaft. Ich habe dort eine 140 gemacht. Ein höheres Break wurde bei dem Turnier noch nie erzielt. Danach habe ich Vollzeit Snooker gespielt und mich weiter verbessert.
Dann auch noch die U21-Asienmeisterschaft zu gewinnen, ist nicht einfach. Hatten sie an ihre Chance geglaubt?
Akani: Mit 15, nachdem ich die U21-Meisterschaft in Thailand gewonnen hatte, nahm ich an der U21-WM teil und erreichte das Viertelfinale. 2015 war dann das letzte Jahr, wo ich bei der U21-Asienmeisterschaft teilnehmen konnte. Es war meine letzte Chance und ich habe intensiv dafür trainiert. Das Turnier war in Peking und außerordentlich gut besetzt. Unter anderem traf ich in meiner Vorrundengruppe auf Yuan Sijun. Das war nicht einfach, aber ich habe gut gespielt. Ich habe ihn mit 4:3 geschlagen. Das Viertelfinale war sehr schwer. Ich habe gegen Zhao Xintong gespielt. Er war mit 3:0 vorn, aber ich konnte ihn mit 5:3 schlagen. Im Finale traf ich wieder auf Yuan Sijun. Er führte mit 4:0. Auch hier konnte ich zurückkommen und habe ihn mit 6:4 besiegt. In den ersten vier Frames hatte er wirklich sehr gut gespielt. Da dachte ich, dass ich keine Chance hätte. Aber dann konnte ich das Match drehen.
Was hat sich verändert, als sie das Tour-Ticket bekamen?
Akani: Im ersten Jahr konnte ich nicht nach England kommen. Meine Familie ist nicht reich und ich hatte kein Geld. Ich habe nur an der WM teilgenommen und in der ersten Runde mit 9:10 gegen Thepchaiya Un-Nooh verloren. Dann habe ich in Thailand Turniere gewonnen und konnte mit dem Preisgeld (ca. 10.000 Pfund) nach England ziehen und wenigstens das zweite Jahr mitspielen. Im ersten Turnier traf ich direkt auf Mark Selby. Ich habe mit 3:4 verloren. Im nächsten Turnier war mein erster Gegner Ben Woollaston. Den schlug ich und qualifizierte mich für die Indian Open.
Da ging es für mich bis ins Viertelfinale und auch darum, ob ich auf der Tour bleibe. Die Top 64 bleiben ja direkt, dann gibt es noch den Weg über die Top 8 der Einjahres-Rangliste. Da verliert man aber alle erreichten Punkte. Durch dieses Viertelfinale war ich am Saisonende die Nr. 1 der Einjahres-Rangliste und konnte auf der Tour bleiben, musste aber von null anfangen. Das war 2017. In der Saison 2017/2018 hatte ich einen guten Start. Bei der UK Championship kam ich bis ins Achtelfinale, wo ich gegen Ronnie O’Sullivan mit 5:6 verlor. Es ist immer etwas Besonderes, gegen ihn zu spielen.
Man kann nicht so spielen wie er. Ich habe auch versucht, schneller zu spielen, aber das ist nicht mein natürliches Spiel. Am Ende der Saison 2018/2019 war ich auf Platz 52. Nun brauche ich auch in dieser Saison weiter gute Resultate, um in den Top 64 zu bleiben.
Haben sie einen Trainer und wer sind ihre Trainingspartner?
Akani: Früher hat mich mein Vater trainiert. Ich wohne jetzt in Thornaby und trainiere im dortigen Snooker Centre. Ich spiele dort manchmal gegen Anthony Parsons, Gary Wilson, Elliot Slessor und Mike Dunn. Der trainiert mich auch von Zeit zu Zeit.
Sie wurden schon sehr jung Profi. Wie schwierig war das?
Akani: Wie ich schon erwähnt hatte, war das Geld ein Problem. Und dann hatte die britische Regierung die Regeln geändert, ab welchem Alter man ein Arbeitsvisum bekommt. Es wurde auf 21 geändert. So konnte ich am Anfang nicht lange bleiben. Das war sehr kompliziert. Dazu ist der Standard auf der Tour natürlich sehr hoch. Es gibt keine einfachen Spiele. Aber nun ist es wesentlich einfacher für mich. Ich habe eine Residence Card und kann auch eine Wohnung haben.
Was machen sie außer Snooker? Hobbies? Eine Freundin?
Akani: Ich habe eine Freundin, aber sie wohnt in Thailand. Normalerweise trainiere ich von 12:00 Uhr bis 20:00 Uhr im Snooker Centre. Dann gehe ich zurück zu meiner Wohnung und entspanne mich noch etwas, schaue Snooker. Es bleibt wenig Zeit für etwas anderes.
Die Spieler und Spielerinnen aus Thailand sind sehr erfolgreich. Was sind die Gründe?
Akani: Snooker wurde in Thailand populär, als James Wattana spielte. Es ist nicht so groß wie in Großbritannien, aber es spielen trotzdem viele Das ist einer der Gründe, denke ich. Es gibt viele sehr gute Spieler, aber es ist nicht so einfach für uns, wenn wir nach Großbritannien kommen. Allein das Wetter. Bei uns in Thailand ist es sehr warm und hier sind es unter 10 Grad. Und
natürlich der hohe Standard auf der Tour…
