World Grand Prix 2025
Das hatte keiner erwartet: ein Whitewash im Finale. Stuart Bingham musste diese bittere Niederlage gegen Neil Robertson hinnehmen, der sich damit den Sieg beim World Grand Prix holte. Bingham sagte später: „Es war eben einer dieser Tage, wo nichts klappt.“ Zusätzlich hatte er in der Pause zwischen den Sessions die traurige Nachricht erhalten, dass sein Onkel verstorben war, was natürlich auch nicht förderlich für den Abend war. Doch all das soll natürlich nicht die starke Leistung Neil Robertsons schmälern, der nach einem starken Beginn die Fehler seines Kontrahenten konsequent ausnutzte und damit diesen beeindruckenden Sieg einfuhr.
Er dankte im Anschluss erneut Joe Perry, mit dessen Unterstützung er sich in dieser Saison bedeutend verbessert hatte. „Auch meine Sportpsychologin Helen Davis hat mir sehr geholfen. Als ich am Ende der letzten Saison in der WM verloren hatte, hatte ich genug. Ich habe nicht das Beste aus meinen Fähigkeiten gemacht. Also habe ich mir im Sommer ein Team geformt, wie man es auch in anderen Sportarten hat.“ Langsam scheint sich Snooker auch in dieser Hinsicht zu einem modernen Sport zu entwickeln.

Die heftige Niederlage von Stuart Bingham kam auch deshalb überraschend, weil er bisher in diesem Turnier der besten 32 der Einjahresrangliste wirklich überzeugende Ergebnisse geliefert hatte. Sein Weg ging von Mark Williams über Wu Yize und Mark Selby bis zu seinem Halbfinalsieg gegen Judd Trump. Niel Robertson gewann auf seinem Pfad ins Finale gegen Yuan Sijun, Dave Gilbert, Xiao Guodong und Shaun Murphy, den er noch im Decider im Halbfinale bezwang.
Das Starterfeld war naturgemäß sehr namhaft. Auch Ronnie O’Sullivan war eigentlich qualifiziert gewesen, hatte aber wieder abgesagt und wurde (ausgerechnet) durch Hossein Vafaei ersetzt, der es immerhin bis ins Viertelfinale schaffte. Ein anderer Ersatzmann (für Stephen Maguire) war Ben Woollaston. Er bekam die Nachricht ganz kurzfristig, lieferte dann nur noch die Kinder bei der Oma ab und sprang in den Flieger. Von dort ging es direkt an den Tisch und nach seiner 3:4-Niederlage schnell wieder nach England zu den Kindern. Keine Zeit für Sightseeing oder einen netten Abend mit seiner Frau, die in Hongkong schiedste. Eine besondere Leistung lieferte John Higgins ab: er zog das 147. Mal in ein Viertelfinale eines Ranglistenturniers ein.

Das Turnier fand in Hongkong statt, das seit vielen Jahren das erste Mal wieder ein Ranglistenturnier ausrichten durfte. Und man war auch in einer nagelneuen Venue zu Gast, was direkt am Anfang des Turniers zu Irritationen führte. Beide Abendmatches des ersten Tages (Kyren Wilson gegen Matt Selt und Wu Yize gegen Pang Yunxu) endeten erst nach Mitternacht Ortszeit. Und kurz vor 24 Uhr wurden alle Zuschauer vom Veranstalter aus der Halle gebeten und nach Hause geschickt. Es wurde nie ganz klar, ob es aus Lärmschutzvorschriften für die Umgebung passierte oder weil der Nahverkehr nach Mitternacht sehr ausgedünnt lief. Jedenfalls war es eine Riesenenttäuschung für viele Fans, die natürlich den amtierenden Weltmeister gern gesehen hätten. Am nächsten Tag folgte eine Entschuldigung von WST, Entschädigungszusagen und das Versprechen, dass das nicht wieder vorkommt. Immer wieder mal etwas Neues.