European Masters 2023
Sechs Jahre Warten hatten endlich ein Ende: Barry Hawkins konnte nach langer, harter Zeit auch der Zweifel wieder einen Ranglistentitel feiern und den Pokal mit nach Hause nehmen. Mit 9:6 schlug er Judd Trump im Finale. Bereits im vergangenen Jahr hatte Hawkins im Endspiel des Turniers gestanden, damals noch in Fürth, und hatte eine deutliche Niederlage hinnehmen müssen. Dazu kamen weitere drei Finalniederlagen vorher.
Auch diesmal war es kein Zuckerschlecken und er musste auch eine Schwächephase überstehen. An einem Punkt führte Hawkins mit 7:3 und hatte damit die Ziellinie in Sichtweite, doch er sah die Führung schnell dahinschmelzen bis zu einem 7:6. Doch dann konnte er das Comeback von Trump noch abwenden, und sicher sich den Sieg. „Es fühlt sich großartig an. Es gab einen Punkt im Match, da dachte ich, es passiert wieder. Ich war neben der Spur, aber zum Ende des Matches hin fand ich meine Konzentration wieder und das war wirklich verrückt.
Ich wurde wieder ganz ruhig.
Natürlich hat mir Judds Schwäche auch geholfen, aber ich habe heute wirklich hart gekämpft.“ Und nicht nur im Finale zeigte er seine Klasse. Auf dem Weg dahin besiegte er u.a. Luca Brecel und Mark Selby. Judd Trump hatte sich im Halbfinale mit John Higgins auseinanderzusetzen, bekanntlich einem der härtesten Fighter. Und der Schotte hatte auch in Führung gelegen, bevor Trump den Decider erzwang und diesen für sich entschied.
Lukas Kleckers musste die Quali spielen
Diesmal hatte man sich dafür entschieden, die Qualifikationsmatches der Topspieler vor Ort auszutragen. Das galt natürlich wieder nicht für Lukas Kleckers, der sein Qualimatch nach wie vor in England spielen muss und leider verlor. Ob sich das Antreten der Topspieler irgendwie positiv auf den Kartenverkauf auswirkte, kann aber nicht gesagt werden.
Stadthalle ade
Man musste für das Ranglistenturnier Abschied nehmen von der geliebten Stadthalle in Fürth und war nun in der Kia Metropol Arena in Nürnberg zu Gast. Es passen mehr Zuschauer rein und ist eine klassische Sporthalle, die auch für andere Veranstaltungen genutzt wird. Sie entspricht ganz sicher wesentlich besser den Vorstellungen von WST, aber ob die Zuschauer auch damit warm werden, wird sich zeigen. Apropos „warm“: Aufgrund des recht regnerischen Wetters draußen war die Luftfeuchte in der Halle ein echtes Problem. Die Orga tat alles, den Spielern gut spielbare Tische zur Verfügung zu stellen, auch wenn das bedeutete, dass man die Hallentemperatur ziemlich runterkühlen musste. Doch der Snookerfan an sich ist ja leidensfähig, wenn es um den geliebten Sport geht. Auch das Dauerproblem „Livescoring“ strapazierte die Nerven der Veranstalter und des Turnierdirektors.
Rund 700 Zuschauer bei den Halbfinals
Am Wochenende war dann auch eine schöne Warteschlange vor der Halle zu beobachten. Rund 700 Zuschauer waren es wohl, die am Sonnabend die Halbfinals verfolgten. Der Titelverteidiger Kyren Wilson war da schon ausgeschieden. Für ihn war im Viertelfinale gegen John Higgins Endstation.
Erstmals durfte auch Hossein Vafaei an einem Turnier in Deutschland teilnehmen. Er hatte sich, wie schon so oft, qualifiziert, aber diesmal klappt es auch überraschenderweise mit dem Visum. Doch es kam erst in letzter Sekunde, so dass er durch den Stress wie weg von seiner Topleistung war. Hoffentlich ist nun der Durchbruch in Sachen Genehmigung geschafft, damit es beim nächsten Mal einfacher und rechtzeitiger geht.
Und da war noch Neil Robertson und das Reisen: Er hatte einen Stadtbummel in der Altstadt gemacht. Als er zurück zur Venue wollte, konnte er dem Taxifahrer nicht vermitteln, wo er hinwollte, und landete im Fußballstadion. Er rief dann im Turnierbüro an, damit die den Fahrer auf Deutsch anweisen konnte, was aber nicht richtig klappte, so dass Neil den Routenplaner auf dem Handy aktivierte und dem Taxifahrer die Richtung wies. Wenige Minuten vorm Match war er dann da. Immerhin hatte er da schon sein Queue zurück, was erst nicht mit dem Flugzeug mitgekommen war.
Rolf Kalb, die bekannte Größe in der Snookermoderation