Northern Ireland Open 2024

Besser ging es nicht: Der amtierende Weltmeister Kyren Wilson und die aktuelle Nr.1 der Weltrangliste Judd Trump trafen im Finale aufeinander. Und der Weltmeister behielt überraschend deutlich die Oberhand: mit 9:3 gewann er seinen ersten Titel bei diesem Turnier. Judd Trump konnte in der ersten Session seine normale Leistung in keiner Weise abrufen und verlor die ersten sieben Frames. Das 1:7 war dann nur ein Trostpflaster.


Zwar konnte er am Anfang der Abendsession Ergebniskosmetik betreiben, doch Kyren Wilson ließ weiterhin nicht locker und mit einer 119 sicherte er sich die Alex-Higgins-Trophy für dieses Jahr. Er sagte danach:

„Ein Finale zu gewinnen, ist schon schwierig genug, erst recht gegen die Nr.1 und den konstantesten Spieler aktuell. So komfortabel zu gewinnen, schmeichelt mir sehr. Mit der Bürde, als Weltmeister zu spielen, komme ich gut klar. Ich habe bewiesen, dass das kein Zufall war. … Ich war eine Stunde vor Beginn der Abendsession hier am Trainingstisch. Keiner hätte es mir bei dem Zwischenstand übelgenommen, wenn ich erst zehn Minuten vorher gekommen wäre. Aber das kannst Du Dir gegen jemanden wie Judd nicht erlauben.“
Bild: Tai Cengzhe

Beide brachten auch ihren Wunsch zum Ausdruck,
zukünftig noch mehr Finals gegeneinander auszuspielen.
Gern!

Ein Moment zum Schmunzeln kam direkt nach Ende des Matches, als der kleinere Sohn von Kyren nach der raschen Gratulation an seinen Vater direkt hinüber zu Judd Trump, seinen Lieblingsspieler, flitzte.

Die Halbfinalmatches hatten eher Judd Trump zum Titelfavoriten gemacht. Mit 6:0 setzte er sich gegen Elliot Slessor durch, der mit dem One-Table-Setup natürlich nicht so vertraut ist. Während Judd also eher im Schongang ins Endspiel kam (auch seine Siege vorher waren deutlich gewesen), wurde Kyren Wilson gegen Pang Junxu deutlich mehr gefordert und setzte sich nur relativ knapp mit 6:4 durch. Bei ihm war im Turnierverlauf mal wieder ein Match gegen Anthony McGill richtig spannend geworden. Man erinnert sich noch an das legendäre WM-Spiel der beiden und auch hier war der Ausgang lange ungewiss. Eine 54 im Decider verhalf Wilson zum Sieg. Pang hatte übrigens im Viertelfinale noch Neil Robertson mit 5:4 geschlagen.

Zu erwähnen ist auch Louis Heathcote. Für ihn war erst im Viertelfinale gegen Elliot Slessor Endstation. Das war übrigens ein Spiel der Nr. 36 gegen die Nr. 69 der Setzliste. Hat man auch eher selten in den Last 8. In Runde 1 des Hauptturniers hatte Heathcote Mark Selby mit 4:3 niedergerungen, danach folgten klare Siege gegen Jimmy Robertson und Tian Pengfei. Das zeigt mal wieder, dass auch Spieler auf der Kippe des Tourerhaltes heutzutage nicht mehr automatisch unter „ferner liefen“ verzeichnet werden. Dazu gehört auch irgendwie Altmeister Jimmy White, in dem immer noch die Leidenschaft brennt und der mit einem Monsterframe von über einer Stunde Länge Hossein Vafaei mit 4:2 besiegte. Das reichte immerhin für Runde 2 des Hauptturniers, das erste Mal die Last 32 nach über 10 Monaten. Der 62-jährige hatte vorher schon gegen Paul Deaville und Jackson Page gewonnen. Weiter ging es allerdings nicht für den Publikumsliebling.